World Backup Day 2021 - No Backup - No Mercy!
Was du heute tun solltest und was langfristig hilft Datenverlust zu vermeiden
Alles weg. So lange wie es digitale Daten gibt, gibt es das Horrorszenario. Vielleicht weil eine Festplatte den Geist aufgibt und die Daten mitnimmt. Vielleicht weil die Daten gestohlen, verschlüsselt, gelöscht oder von Elementarschäden vernichtet werden. Es gibt viele Wege, zu verlieren, was einem lieb, teuer und meist dann auch unwiederbringlich weg ist. Das betrifft nicht nur Privatdaten – die Fotos der Großeltern, eine Tonaufnahme der ersten Worte des Kindes oder ein Video der Hochzeit. Auch Firmendaten können auf diese Weise unwiederbringlich verloren gehen.
Deswegen gibt es am 31. März jeden Jahres den World Backup Day. Als Mahnung an die 30 Prozent der Nutzer, die noch nie ein Backup, also eine Kopie ihrer wichtigen Daten, erstellt und gesichert haben. Und die noch viel größere Gruppe an Menschen, bei denen das viel zu lange her ist. Dabei ist der Weg raus aus der Krise denkbar einfach. Ein Backup muss her.
Arten von Backups
Die zwei Arten von Backups, die wir heute näher behandeln wollen, sind
- Online Backups
- Backups auf der externen Festplatte
Es gibt weitere (Misch-)Arten, wie NAS (Network Attached Storages), Bandlaufwerke, die (gute) alte DVD, aber darum soll es heute nicht gehen.
Online Backups laufen in der Regel über eine Cloud. Hier werden Daten automatisch oder händisch auf einen Server kopiert oder synchronisiert, und so extern gelagert. Beispiele möglicher Programme sind hier Dropbox (Dropbox Inc.), OneDrive (Microsoft) und Google Drive. Sie alle bieten sowohl kostenlose als auch Premiumversionen an - je nach Speicherplatzbedarf und gewünschten Features.
Eine externe Festplatte dient als Speichermedium für eine lokale Kopie. Sollen bestimmte Daten aus diversen Gründen nicht im Internet landen oder wird eine große Menge an Storage benötigt, sind sie eine gute Lösung. Im Laufe der Jahre sind auch große Platten günstiger geworden. Entweder gleich komplett mit Gehäuse, zum selbst Kombinieren mit einem Gehäuse eurer Wahl oder zum schnellen Wechseln in einer Docking-Station. Empfehlen können wir euch den Vergleich der Stiftung Warentest als unabhängiges Testinstitut. Hier wurden im Januar sowohl Backup-Programme als auch Festplatten getestet. Bei der Auswahl der Festplattengröße könnt ihr euch an eurer oder euren vorhandenen Datenträgern orientieren und je nach Vorhaben eine entsprechend große Backup-Festplatte auswählen.
Macht es heute, damit es morgen nicht weh tut. Startet mit einem ersten kleinen Schritt.
Jedes (funktionierende) Backup ist besser als keins. Bevor ihr euch also heute einen schnuckeligen Eintrag á la “Backup-Strategie überlegen. Diesmal wirklich!!!” in die ToDo-Sammlung eurer Wahl meißelt, wie wär’s mit folgender Alternative?
- Heute Abend Wohnung nach eurer externen Festplatte durchwühlen und einfach mal (wieder) eine Kopie machen. Tut nicht weh und gibt ein super Gefühl!
- Wenn ihr keine Platte rumfliegen habt, schnell eine externe Festplatte besorgen. Lest oben im Test nach oder lasst euch eine empfehlen. Jede ist besser als keine. Auspacken, Kopie ziehen, durchatmen.
- Danach habt ihr Zeit euch über alles weitere Gedanken zu machen. Nutzt die 3-2-1 Regel oder überlegt euch was Eigenes. Macht es regelmäßig manuell oder sucht euch eine Software aus, die euch daran erinnert oder euch bei der Automatisierung hilft.
3-2-1 (immer noch) deins – Mit dieser Regel bist du auf der sicheren Seite
Ein gutes Verfahren, das vor vielen Problemen in der Datensicherung schützt, ist die 3-2-1 Backup-Regel.
Macht 3 Kopien eurer Daten! Regelmäßig.
Nutzt dafür 2 verschiedene Medien. Das können und sollten unterschiedliche Festplatten und/oder eine Mischung aus Festplatten und Online-Speicher sein.
Bewahrt mindestens 1 Kopie an einem externen Standort auf. Das kann je nach oben gewählter Strategie ein Online-Speicher oder besser noch ein Safe außer Haus sein (Eltern, Büro, …).
Dabei das Verschlüsseln der Festplatte natürlich nicht vergessen - das geht heute in den meisten Betriebssystemen ganz einfach. Oder ihr nehmt verbreitete Tools wie VeraCrypt. So kann im Fall von Datenverlust immer auf mindestens eine sichere (und hoffentlich aktuelle) Quelle zurückgegriffen werden.
Was passiert, wenn Daten nicht an zwei physisch unterschiedlichen Orten gelagert werden, zeigt das folgende Beispiel.
Das brennende Rechenzentrum in Straßburg – Was passiert, wenn Original und Backup im gleichen Gebäude liegen
Die Bilder gingen um die Welt – in Frankreich brannte am 11. März 2021 das Rechenzentrum von OVH, einem der größten Internetdienstleister Europas. Das Unternehmen besitzt 27 Rechenzentren weltweit, unter anderem in Deutschland, Polen, Großbritannien, den USA, Kanada, Australien und Singapur. Davon waren auf einen Schlag vier nicht mehr erreichbar. Wie Heise berichtete, wurden zwei der vier Gebäude vom Feuer beschädigt, eines davon wurde vollkommen zerstört.
Der Ausfall betraf 16.000 Kunden, insgesamt gingen 3,6 Millionen Websites kurzzeitig offline. Das größte Problem ist hier, dass auch Backup Server beschädigt wurden, da diese im gleichen Haus lagerten wie die Originaldaten. Weil keine räumliche Trennung vorgenommen wurde, verloren viele Kunden ihre Daten unwiederbringlich, darunter das Centre Pompidou, der französische Bitcoin-Anbieter Coinhouse, die offizielle Webseite der französischen Regierung und die britische Computerspielfirma Facepunch - im wahrsten Sinne des Wortes ein echter Schlag ins Gesicht. Es muss aber nicht immer eine Naturgewalt sein, die wütet.
Ransomware in Großunternehmen – wie Backups das Schlimmste verhindern
Der norwegische Aluminiumproduzent Norsk Hydro wurde Anfang 2019 Opfer eines Ransomware-Angriffs. Dabei haben Hacker 22000 Computer an 170 Standorten in 40 Ländern weltweit offline genommen, verschlüsselt mit der Botschaft „Pay us or you’ll be locked out forever“. 35000 Mitarbeiter mussten deswegen auf Papier und Stift umsteigen. Es gab keine genaue Lösegeldforderung, nur Kontaktdaten zu den Hackern, die laut BBC News mit dem LockerGoga Virus zugeschlagen haben. Die Firma verweigerte konsequent, Lösegeld zu zahlen, wohl auch weil sie laut Kaspersky Backups zur Verfügung hatten. Etwa ein Jahr später legte Norsk Hydro offen, dass der Angriff sie insgesamt 65 Millionen Euro gekostet hat. Trotzdem stehen sie zu ihrer Entscheidung, die Hacker nicht zu bezahlen, da dies eine gefährliche Industrie fördern würde.
Fazit
Jedes (funktionierende) Backup ist besser als kein Backup. Um Christian Funk, den Leiter des Analyse- und Forschungsteams beim Security-Software-Anbieter Kaspersky zu zitieren:
„Der World Backup Day sollte für alle ein Appell sein, die eigenen Daten regelmäßig in Form einer Sicherheitskopie auf einem nicht permanent angeschlossenen Medium zu archivieren. Denn im Falle des Verlusts oder der Verschlüsselung eines Geräts gibt es kein Zurück.“
Digitale Daten sind in Zeiten stetiger Globalisierung nicht nur neue Währung, sondern auch absolute Notwendigkeit. Deswegen müssen sie besonders geschützt werden – auch wenn es manchmal nervt.
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