Frauen in der IT — ein Interview mit Eva
Serie: Frauen in der IT
“That brain of mine is something more than merely mortal; as time will show.”
Dieses Zitat stammt von Ada Lovelace, einer der ersten ProgrammiererInnen überhaupt. Und sie sollte Recht behalten, denn ihre Ideen waren außergewöhnlich. Lovelace gilt heute als eine der gedanklichen GründerInnen der Informationstechnologie. Sie war eine der Frauen, die dabei geholfen haben, die IT zu dem zu machen, was sie heute ist. So wie Grace Hopper, die mit dem ersten vollautomatischen Rechner der Welt arbeitete, den Begriff „Bug“ prägte und den Compiler erfand.
Aber wie steht es heute um die Frauen in der IT? Fakt ist, sie fehlen in der Branche. Nur sieben Prozent der Personen in Informatikausbildungen sind weiblich. 80-90 Prozent aller Bewerbungen auf Stellenanzeigen stammen nicht von Frauen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Führungsetagen und bei Gründungen.
Wir haben uns heute mit Eva zusammengesetzt, um sie zu ihrer ganz persönlichen Meinung zum Thema zu befragen.
Hi Eva, danke dass du dir Zeit nimmst!
Du bist unsere erste Programmiererin im Team. Darüber freuen wir uns natürlich extrem! Aber wie geht es dir damit? Ist es für dich etwas Besonderes, als Frau im IT-Bereich zu arbeiten?
Da ich Lust auf Programmieren und das Berufsfeld hatte, ist es für mich nichts Besonderes. Es ist mein Alltag, ich denke nicht so viel darüber nach, dass ich bei der wunschlösung die einzige Frau in der Entwicklung bin. Das ist ein gutes Zeichen, weil es heißt, dass es da keine Hürden gibt. Für das gesamte Berufsfeld ist es aber sicherlich ungewöhnlich.
Nur ein Viertel der Informatik-Studierenden sind weiblich. Auch du hast zunächst etwas anderes studiert und bist dann über einen Quereinstieg in die Informatik gekommen. Das du das Gefühl, dass dir der Umweg den Zugang erleichtert hat?
In die Berufswelt? Na ja. In meinem Studienfach (Angewandte Sprachwissenschaften und Deutsch als Fremdsprache) hatte ich auch mit großen Datenmengen zu tun. Da bietet es sich an, Programmieren zu lernen. So fing ich damals mit Python an. In dem speziellen Bereich gibt es mehr Frauen als Männer, das war eine große Hilfe für mich. Aber auch dort waren die Frauen recht rar, die wirklich Lust drauf hatten. Und umso tiefer ich in Tech-Themen einsteige, desto weniger Frauen begegne ich. Ich glaube, da ist das Studium besser, weil man aktiv gefördert wird.
Wurdest du speziell gefördert in deinem Wunsch, in die IT zu gehen?
Ich musste mich selbst bemühen, das Wissen, das ich so angesammelt habe, weiter zu vertiefen. Aber es gab spezielle Angebote für nicht-männliche Personen, das ist mir schon aufgefallen. Fand ich cool als sanften Einstieg. Es waren offene Angebote, zu denen man sich eigeninitiativ aufraffen musste. Ich habe einsteigerfreundliche Kurse für Java in Anspruch genommen (“Java für Studentinnen”). Alles andere waren allgemeine Kurse für Anfänger im Studium.
In der Zukunft habe ich Lust, mir Sachen speziell in der Richtung anzugucken, zum Beispiel Meetups von und mit Programmiererinnen. Die Community ist groß und wird sicherlich weiter wachsen.
Generell habe ich nur gute Erfahrungen gemacht auf meiner Reise in die IT. Mir wurden nie Steine in den Weg gelegt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass es einen Unterschied macht, ob ich eine Frau bin und habe mich immer relativ gleichbehandelt gefühlt – sowohl in der Uni als auch jetzt bei der wunschlösung.
Seit Beginn (2011) des europaweiten Vergleiches von Frauen in IT-Positionen war der Anteil deutscher Programmiererinnen nie höher als aktuell (17,4 Prozent). Mittlerweile ringen viele Unternehmen mehr und mehr um Programmiererinnen. Wie erklärst du dir diesen mentalen Umschwung?
Gute Frage. Ich glaube, dass diverse Teams eine bessere Rundum-Performance haben. Verschiedene Kompetenzen können so besser abgedeckt werden. Diversifizierte Teams sind eigentlich immer gut. Außerdem ist der Bedarf einfach sehr hoch an neuen ProgrammiererInnen im Allgemeinen.
Nur neun Prozent der Führungskräfte in der Softwareindustrie sind weiblich. Dabei ergaben Studien, dass 87 Prozent der Männer Frauen für genauso geeignet für IT-Berufe halten. Wenn es also nicht die Eignung ist, wo wird es Frauen aus deiner Sicht dann schwer gemacht, in der IT erfolgreich zu sein?
Ich glaube, da fehlt mir die Erfahrung, das beurteilen zu können. Mir persönlich wurde der Weg nicht erschwert. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch ein großes Thema ist. Und wenn es wenige Bewerberinnen gibt, gibt es auch weniger Frauen in der Anstellung. Das Problem beginnt schon in der Schule, wo Mädchen oft nicht so klar gezeigt wird, dass sie gut in der Informatik sein könnten.
Wo siehst du ganz persönlich Chancen, die noch nicht ausreichend genutzt werden, um Frauen stärker in der IT zu unterstützen? Sowohl hier als auch im Allgemeinen.
Ich denke, so wie die wunschlösung das macht, ist es schon gut. Man muss es thematisieren, nicht totschweigen. Es reicht nicht, wenn man sagt “Wir sind offen für alle”. Unternehmen müssen konkret zeigen, dass sie Interesse am Thema haben – zum Beispiel durch Blogposts, die über Frauen in der IT sprechen.
Man sollte Bewusstsein dafür schaffen, dass stark von Männern geprägte Strukturen nicht sehr einladend sind für die meisten Frauen. Man hat Angst, dass dumme Sprüche kommen oder man nicht in ein Team passt, weil die Strukturen bereits verfestigt sind. Wichtig ist deswegen, Offenheit zu signalisieren, zum Beispiel für Themen wie Familie und alternative Lebensmodelle, und Unterstützung anzubieten.
Was wünscht du dir für die Zukunft? Hast du konkrete Ideen für Veränderungen?
Puh. Was ich mir wünsche ist, dass mehr Frauen zu einem Schritt in die IT ermutigt werden – schon frühzeitig und auch dann, wenn sie (noch) nicht von sich selbst denken, dass sie darin gut sein könnten. Es müssen Barrieren abgebaut werden, die den Zugang erschweren, sowohl organisatorisch als auch inhaltlich. Das fängt früh an – schon in der Schule.
Für mich war es der richtige Schritt. Ich bin sehr glücklich, in die IT gegangen zu sein und kann mir vorstellen, dass es anderen Frauen auch so geht. Auch verschlungene Wege können zum Ziel führen. Diese Freude wünsche ich mir auch für andere.
Vielen Dank, Eva!
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