Einfach mal MACHN.
Sand knirscht unter den Turnschuhen, alles ist etwas mehr “Beach” als erwartet - willkommen bei MACHN – dem Startup Festival für Tech, Business und Art in Leipzig.
Ein Plätzchen in einem der Liegestühle an der Main Stage ist schnell gefunden. Angeschnallt – es kann losgehen.
Inhaltsverzeichnis
Session “Moon shots: Welche Technologien verändern unseren Alltag in 10 Jahren?”
Till Moldenhauer von der Bundesagentur für Sprunginnovation beschäftigt sich mit eben jenen Innovationen, die keinen inkrementellen Fortschritt bedeuten, sondern bahnbrechende Effekte mit sich bringen. Die Innovations-Spezialisten unter euch werden Parallelen zum dritten Horizont in McKinsey’s Three Horizon Model entdecken, auch wenn sich letzteres natürlich eher auf Unternehmen und nicht ganze Gesellschaften fokussiert. Es geht also um die Förderung zukunftsweisender Ideen.
Neben einem kurzen historischen Abriss umwälzender Innovationen vom Ackerbau, über Dampfmaschine, Impfungen, Elektrizität und Internet schwenkt Till in die Gegenwart.
Trotz des Umstandes, dass wir in einem hochtechnisierten Zeitalter leben, tendiere der sogenannte Wohlfahrtsindex schon recht lange gen Null. Lebenserwartung und Produktivität steigen kaum noch an, die Innovationen, die wir hervorbringen, beziehen sich eher auf Konzepte als auf tatsächliche Handlungen. Amazon, Lieferando und moderne Trading Apps als Monopolinhaber seien zwar beeindruckend, gesellschaftlich allerdings nicht transformativ.
Am Horizont sieht Till aber das Innovationszeitalter – mit Themen wie Robotik und Kernfusion. Um dafür zu sorgen, dass die Wissenschaft wieder weg kommt vom Fördern der Reputation und hin zum Fördern der Menschen, setzt sich SPRIND (die Bundesagentur für Sprunginnovationen) für die frühzeitige Unterstützung zukunftsweisender Ideen ein.
Ein sehr inspirierender Auftakt!
Session “Die Zukunft des Internets: Introduction to Web 3.0”
Weiter geht es mit Holger Köther von der IOATA Foundation, einer non-profit Stiftung die sich mit zukunftsweisenden Protokollen für eine vernetzte Welt beschäftigt. Das Thema “Web 3.0” passt entsprechend. Die Grundidee, die er vorstellt, ist so einfach wie revolutionär. Digital Autonomy for Everyone. Blockchain und Digital Wallet sollen es möglich machen, unsere Online-Identität(en) sicher zu bewahren, zu verwenden und weiterzugeben – wenn wir denn möchten. Das bietet viele Vorteile: aufwandsarmer Daten- und Zahlungsaustausch, Datenhoheit und Validierung.
Die Tokenization physischer und korrespondierender virtueller Güter bietet einen neuen Markt mit ebenso neuen Möglichkeiten – und neuen Gefahren. Auf die Frage, wie es mit Urheberrecht in der Kunst und den damit verbundenen Crypto-Problemen weitergehe, reagiert Holger mit Verständnis. Virtuelle Kunst brauche für ihn klare Regulationsprozesse zu Herkunft und Ursprung der Werke. Crypto biete Chancen, erlaube aber auch, außerhalb eines rechtlichen Rahmens zu handeln. Auch wenn die Technik nicht neu sei, stecke Vieles noch in den Kinderschuhen.
Session “LinkedIn-Hacks: Die Stärken des professionellen Netzwerks”
Als Fans von gutem Marketing und wertstiftendem Networking ist diese Session ein echtes Highlight. Britta Behrens ist bekannt für ihr Wissen und Ihre Erfahrungen rund um LinkedIn und spricht über Personal Branding, Content Creation und Interaktionen mit dem Netzwerk.
Unser größtes Take-Away? Der Social Selling Index. Unter https://www.linkedin.com/sales/ssi könnt ihr nachschauen, wie LinkedIn euer Profil diesbezüglich einschätzt. Bestimmende Kriterien sind Qualität und Quantität des Netzwerkes, Personal Branding und regelmäßige Content Creation.
Britta empfiehlt: Nutzt den Creator Modus. Der gibt euch Zugang zu neuen Content-Formaten und Features. Promotet eure Website mit einer Profil-URL und lasst euch eine coole Cover-Story (kurze Video-Story) einfallen.
Eigentlich könnten wir den gesamten Vortrag hier wiedergeben. Wenn euch das Thema interessiert, ist Britta eine sehr kompetente Anlaufstelle.
Session “The Future of Marketing”
Fotograf und Online-Marketing Experte Benjamin Diedering stellte im Anschluss seine Guerilla-Kampagne vor, um “About You” als Kunden zu gewinnen. Er nannte die Aktionen einen “audiovisuellen Liebesbrief” seiner Marketingagentur. Sein Fazit? Am besten funktionieren gar nicht die teuren fancy Videos, sondern User-Generated Content. Das schaffe Reichweite.
Deswegen würden auch die Werbungen am besten auf Social Media performen, die nach Amateurfilmern aussehen. Am besten selbst aufgenommen bei schlechtem Licht auf dem Wohnzimmerfußboden. Ganz persönlich, ganz der eigene Freund oder die Freundin. Außerdem empfiehlt er, Social Media Content in 9:16 zu drehen – weil “die Leute zu faul sind, ihr Smartphone zu kippen”.
Danach geht es für mich zum Mittagessen. Die Pizza-Schlange ist lang, denn das heiß ersehnte Gut wird frisch im Steinofen gebacken.
Session “Deep Dive LinkedIn”
Nach dem Mittag geht es weiter mit mehr LinkedIn und mehr Britta Behrens. In einem Deep Dive in der “Speakers Corner” schaut sie unter anderem auch über das LinkedIn-Profil unseres Gründers Christian. Dabei erhalten wir nochmals viele spannende Tipps. Wenn das Unternehmen international arbeitet, lohnt es sich zum Beispiel, ein deutsches und ein englisches Profil anzulegen - gleiches gilt für das persönliche Profil. Außerdem rät Britta, die sogenannte Fokusbox zu aktivieren. Das geht im Bereich “Profil ergänzen” und erlaubt ein Spotlight auf ausgewählte Content-Pieces und Beitrags-Highlights.
Session “The Impact of Neurotech: How to make our Brain unhackable”
Dr. Simon Vogt von der Agentur für Innovation in der Cybersicherheit hält im Anschluss einen Vortrag zum Thema Neurotechnologie. Er spricht dabei über drei wichtige Trends. Erstens: Mensch-Maschinen-Interaktionen nehmen stetig zu und gestalten sich zunehmend nahtloser. Zweitens: Moore’s Law (grob gesagt eine Prognose aus den 1960er Jahren, nach der sich die Rechenleistung von Computern alle 2 Jahre verdoppelt) ist in grober Näherung immer noch gültig. Und drittens: Für die Brain-Computer-Interfaces besonders relevanten Wissenschaftsdisziplinen (z.B. IT, KI, Chirurgie) arbeiten immer stärker zusammen und erzeugen ein enormes Momentum.
Das alles führe dazu, dass Brain-Computer-Interfaces in den nächsten 10-15 Jahren mehr und mehr im Consumer Tech Market ankämen. Beispiele für dieses Phänomen sind die neuen Projekte von Neurolink, Meta und Snap. Assistenzsysteme passen sich an, Technologie wird immer neuroadaptiver.
Das ist wahnsinnig spannend im Rahmen der Mensch-Technik-Interaktionsmöglichkeiten, aber gleichermaßen auch nicht risikolos. Denn hochspezialisierte Technik kann Nutzerdaten wie Präferenzen und Motivatoren auf einem Level sammeln, von dem Menschen nur träumen können.
Was im Micromarketing als Chance gesehen werden kann, hat auch das Potential, stark personalisierte Meinungsmache, zum Beispiel in politischen Bereichen, zu fördern. Die Sicherstellung einer ethisch vertretbaren Nutzung solcher Daten wird eine zentrale Aufgabe in diesem Bereich bleiben.
Apropos Ethik und Technologie …
Session “Wirtschaftszweig Cybercrime: Tales from the Underground”
Zurück zur Main Stage und dem Vortrag von Eileen Walther vom IT Sicherheitsspezialist Northwave. Sie spricht über die Gefahren von Hacking-Angriffen und Ransom-Attacken. Eileen teilt Angriffe in 3 Phasen ein: In – Through – Out. Also das Eindringen in die Systeme, zum Beispiel durch Phishing-E-Mails, gefolgt vom Durchstöbern und Erkunden des Netzwerkes bis hin zu allen Handlungen, die unternommen werden, um Schaden anzurichten.
Eine Zeit lang erfolgten Hackerangriffe vor allem aus dem privaten Umfeld. Mittlerweile wurde der Bereich aber massiv professionalisiert – inklusive einer englischsprachigen 24/7 Support-Hotline für die Opfer, um die nächsten Schritte zu besprechen. Bis zu sieben verschiedene Rollen sind an einem Angriff beteiligt, darunter Initial Access Brokern, die einen Zugang verkaufen, Affiliates, die diesen erstehen und Developern, die dann den eigentlichen Angriff umsetzen. Unterstützt wird das Ganze von Datenmanager, Chasern und Geldeintreibern sowie Geldwäschern. Die “Professionalisierung” der Angriffe ist angesichts der Höhe der erpressten Lösegelder (meist 0,5 - 2 Prozent des Jahresumsatzes) ein gleichermaßen erschreckender wie logischer Umstand.
Aber was tun, um sich zu schützen? Starke Passwörter und Multi-Faktor-Authentifizierung sind wichtige Schritte. Außerdem braucht es eine durchdachte Backup-Strategie. Wenn euch das Thema interessiert, haben wir hier auch einen Artikel zum Schutz vor Cyberkriminalität.
Session “Re-Commerce: Nachhaltigkeit im Online-Handel”
Im Anschluss folgt das moderierte Gespräch mit momox-Gründer Christian Wegner. Seine Empfehlung für andauernde Motivation? Ziele setzen, die man nicht einhalten kann, damit es immer noch etwas zu tun gibt. Deswegen ist sein aktuelles Ziel, eine Handelslandschaft zu erzeugen, in der mehr gebrauchte Dinge verkauft werden als neue. Christian nennt außerdem ein paar Tipps zum Aufbau erfolgreicher Shops, zum Beispiel das frühzeitige Testen, das Bauen von 80-20 Prototypen und einen Fokus auf ein zeitnahes Go-Live.
In einer sehr persönlichen Art spricht er über den Aufbau und Verkauf seiner Firmen. Er sagt, ein großes Problem vieler Unternehmen sei, dass Gründer manchmal nicht loslassen könnten. Sie ließen ihre Firmen dann stetig wachsen und würden die Verbindung zum Wesentlichen verlieren. Christian empfiehlt den Verkauf und Neustart, wenn man am Start-Up-Mindset und der Konzeptionsphase hängt.
Session: “The Dark Side of New Work”
Als Professorin für Digitale Innovation in der Dienstleistungsbranche hat Claudia Lehmann im Vortrag danach viel Spannendes zum Thema New Work zu sagen. Sie definiert New Work als Arbeit mit dem Ziel, das Unternehmen und die MitarbeiterInnen zu stärken statt zu schwächen. Das Problem? Viele würden denken, dass Digital Work automatisch New Work entspräche.
Claudia spricht offen Problemfaktoren an, die bei Digital Work immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, z.B. höhere Level von Stress und Ängsten, eine Vermischung von Privatleben und Arbeit sowie weniger Pausen und Ruhephasen. Besonders interessant auch das Thema Einsamkeit, denn sie ist ständiger Begleiter vieler Menschen im Homeoffice. Wir sind froh, dass wir unser Huddle (gemeinsame virtuelle Mittagspause) haben, als einen von vielen Maßnahmen um den Schattenseiten von New Work entgegen zu wirken.
Wenn euch eine Alternative Sicht auf das Thema “New Work” interessiert, dann legen wir euch diese Podcast-Folge ans Herz! Hier sprechen Christoph Magnussen und Michael Trautmann mit Frithjof Bergmann, dem 1930 geborenen Gründer der New Work Bewegung. Kurzer Teaser: Die Art und Weise, wie New Work heute proklamiert wird, hat mit dem Anfangsgedanken nur noch partiell zu tun. Sehr hörenswert!
Session: “May the audience be with you! - Über die Macht von Zielgruppen-Zentrierung”
Weiter geht es in der “Speakers Corner” mit Julia Kremer und Lena Bichler von der “Innovations- und Digitalagentur” von MDR und ZDF digital, die anschaulich und mit Hilfe des Publikums demonstrieren, wie Befragungen im User Lab durchgeführt werden. Dazu bauen wir als Publikum ein theoretisches Raumschiff. Einige ZuschauerInnen dürfen leider nicht mitfliegen, denn sie sind nicht technikbegeistert genug, nicht alt genug oder fühlen sich in großer Höhe nicht besonders wohl. Das sind Kriterien der Zielgruppeneingrenzung – aber kein Problem, sie dürfen dafür mitbestimmen, was ins Raumschiff rein soll. Das machen nicht die Piloten, sondern die Leute, die am Boden arbeiten. Ein interessantes Gleichnis für die Produktentwicklung, bei der man oft gar nicht Teil der Nutzergruppe ist.
Julia und Lena berichten, dass gute Produkte viel Recherche und große Mengen an Zeit und Ressourcen benötigen, wenn alles richtig auf die NutzerInnen abgestimmt sein soll. Dabei gibt es kein zu frühes Testen – aber definitiv ein zu spätes. Nämlich immer dann, wenn eigentlich am Produkt nichts mehr geändert werden kann oder soll.
Session “Barcamp: Wertschätzende gewaltfreie Kommunikation”
Nach einem langen Tag voller spannender Vorträge, geht es in den letzten Slot des Tages. Klaas Behrens-Scholvin von “Agile Leipzig Barcampers” spricht im Barcamp über Konfliktmoderation im agilen Kontext. Er stellt das Konzept der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg vor, das u.a. die Aufarbeitung von Konflikten thematisiert. Im Anschluss üben wir im Zwiegespräch und tauschen uns abschließend dazu in der Gruppe aus.
Einer der Teilnehmer ergänzt einen wertvollen Gedanken: Menschen handeln entweder aus Liebe oder Angst. Wann immer ein Bedrohungsgefühl in Konfliktsituationen entsteht, sollten wir uns fragen, warum. Was fürchten wir, zu verlieren? Das lenkt den Blick mit erstaunlicher Einfachheit auf das Wesentliche.
Das Abendprogramm
Ab 18 Uhr geht es dann mit Live-Musik und einer tollen Ausgabe der FuckUp Night Leipzig - unter anderem mit dem CEO von Clevershuttle weiter. Das ganze Festival bietet viele tolle Gelegenheiten zum Networking und Treffen von FreundInnen und GeschäftspartnerInnen. Ein pickepackevoller Tag neigt sich dem Ende. Es hat sich gelohnt! Bis zum nächsten Jahr!
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